Eine Gemeinschaft, in der man aufeinander achtet und sich gegenseitig unterstützt.
Mein Name ist Steffen Weiß und ich lebe seit 2011 in der Warschauer Straße 25. Von Anfang an hat mich der rudimentäre, aber herzliche Charakter des Hauses begeistert – ein Haus, das Geschichte atmet und genau deshalb so besonders ist. Leider droht genau dieser Charakter immer mehr aus dem Stadtbild Berlins zu verschwinden. Dabei sind es gerade solche Orte, die Berlin lebendig machen – nicht als bloßer Wohnraum, sondern als Lebensraum, in dem man eine Beziehung zur Umgebung aufbaut und sich verwurzelt fühlt. Mit der Zeit lernt man den Wert einer Hausgemeinschaft zu schätzen – einer Gemeinschaft, in der man aufeinander achtet und sich gegenseitig unterstützt.
Als bei Jan zum Beispiel wieder einmal kein Wasser floss, war es für uns selbstverständlich, dass er sich bei uns duschen konnte oder Trinkwasser bekam. Ebenso sind wir heute froh, bei ihm duschen oder unsere Wäsche waschen zu können. Dieses gegenseitige Unterstützen gleicht die oft gravierenden Mängel am Haus zumindest teilweise aus – Mängel, deren Beseitigung manchmal Wochen oder sogar Monate auf sich warten lässt. Ohne diesen solidarischen Zusammenhalt wäre das Wohnen in diesem Haus für uns schon längst nicht mehr tragbar.
Ich wünsche mir, dass der Berliner Senat Hausgemeinschaften wie unsere erkennt und schützt – und ihnen den Rücken stärkt gegen aggressive Kapitalinteressen großer, anonymer Konzerne, die keinerlei Interesse an lebenswerten Kiezen oder vielfältigen Hausgemeinschaften haben. Ihr einziges Ziel ist die Steigerung des Unternehmenswerts – ohne je einen der eigenen Mieter persönlich zu kennen oder überhaupt wahrzunehmen. Der Senat sollte alles daransetzen, jene Menschen zu schützen, die mit ihrem täglichen Leben, Engagement und sozialen Miteinander den eigentlichen Charakter dieser Stadt prägen. Denn der wahre Wert Berlins entsteht nicht durch vollsanierte, sterile Wohnungen – sondern durch die Menschen, die in ihnen leben.